Küchengarten: Wenn Obst sich schmal macht

Einleitung

Februar 2017 Ist der Garten klein und schmal, gibt es dennoch eine Wahl: Einige Baumobst-Arten lassen sich prima am Spalier erziehen. Auf diese Art verbinden Sie das Leckere mit dem ­Dekorativen. Ein Überblick über die Möglichkeiten.

Vom Weinbau hatten sich die Schlossgärtner von Versailles zum Erziehen von Obstbäumen am Spalier inspirieren lassen. Platz spielte am Hof des Sonnenkönigs natürlich keine Rolle. Statt dessen sollten die für ein geschützteres Kleinklima gebauten Mauern nicht nur die Ernte von wärmeliebenden Arten wie Pfirsichen und Birnen sichern, sondern auch hübsch sein. In der Folge entwickelte man verschiedene, meist symmetrische "Designs" für den Mauerschmuck (Illustrationen 1 − 4).

Beispiele für Spalierformen:
1 (o.l.): Verrier-Palmette
2 (o.r.): Herzform
3 (u.l.): Belgische Hecke
4 (u.r.): Symmetrischer Fächer

Die Erfolgsrezepte des Spalieranbaus nach oben

Palmetten haben einen Stamm und in verschiedenen Spielarten verteilte Äste, zum Beispiel diese Armleuchter-Palmette. Auch U- und Doppel-U-Formen sind beliebt.

Obstgehölze werden in der Regel vegetativ vermehrt. Dabei veredelt man die gewünschte Sorte auf eine Wurzelunterlage. Sie beeinflusst unter anderem die Wuchsstärke. Beim Anbau am Spalier muss der Baum im handlichen Rahmen bleiben. Achten Sie beim Kauf eines für Formobst gedachten Gehölzes daher auf schwach wachsende Unterlagen.

Um Apfel, Birne, Kirsche und Pflaume am Spalier zu erziehen ist es nötig, die Wachstumsgesetze der Gehölze zu kennen. Dann "arbeiten" Sie bei der Anpassung an das Formgerüst mit dem Baum zusammen. Wie das genau geht, ist nicht allzu kompliziert und wird Thema in der Dezemberausgabe dieser Zeitschrift sein. Das ist nicht nur für Spaliergärtner ­interessant: Die Wachstumsgesetze sind Basis für jeden Obstbaumschnitt, vom Hochstamm bis zur schlanken Spindel.

Mehr als einfach nur "Mauerblümchen" nach oben

Wie alle Spalierbäume nutzt diese symmetrische Fächer-Birne den Platz optimal aus: Alle Zweige erhalten gleich viel Licht. Bestens für eine gute Fruchtqualität!

Ganz klar: Empfindliche Obstarten gedeihen am besten an Wärme speichernden Wänden. Robustere, wie der Apfel, bieten sich für andere Gestaltungsaufgaben an. Sie stehen entlang eines Weges buchstäblich Spalier, dienen als früchte­tragender Raumtrenner bzw. Sichtschutz oder ersetzen den Gartenzaun. Schnurbäume, heute eher als Säulenobst bekannt, zieht man in schrägen Parallelen oder im Zickzack heran. Oder waagerecht in ca. 40 cm Höhe als "Stepover", sprich: ein Spalier zum "Drübersteigen". Sie fassten in Schlossgärten Beete, Rabatten oder den Gemüsegarten ein. Eine reizvolle Idee, gerade für kleine Grundstücke, vor allem zur Blütezeit und während der Fruchtreife.

Logischerweise erhöhen sich Schnitt- und Bindearbeiten, je komplexer Sie den Spalierbaum formen. Zumindest, wenn er akkurat dastehen soll. Aber was macht das schon! Schließlich haben Sie nicht Hunderte von Exemplaren zu versorgen. Ein Vorteil, den Sie Schlossgärtnern voraushaben!

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