Ziergarten: Zimmerpflanzen für Lässige bis Nachlässige

Einleitung

Januar 2019 Lebendiges Grün ist eine Wohltat für unsere Seelen! Allein schon die Farbe kommt im Unterbewusstsein positiv an: In früheren Zeiten signalisierte sie, unter anderem, etwas Essbares – eine Erinnerung, die immer noch in uns steckt. Grün, die gedankliche ­Verbindung zur Natur, wirkt auf den Menschen harmonisch, ruhig und entspannend. Mit ­anderen Worten: Wer Zimmerpflanzen im Haus hat, erholt sich schneller vom Alltagsstress. Was aber, wenn man keinen grünen Daumen hat? Oder so oft unterwegs ist, dass regelmäßige Pflege nicht garantiert werden kann? Die Lösung: Zimmerpflanzen, die nicht gleich beleidigt die Blätter hängen lassen, wenn man sie mal vergisst. ­

Bild 3: Wer sich gerne gradlinig, klar und minimalistisch einrichtet, kann sich beispielsweise für Säulenkakteen unterschiedliche Arten begeistern.

Gewächse mit eingebautem Wasserspeicher nach oben

Nahezu alle Arten unserer Zimmerpflanzen stammen aus wärmeren Klimazonen – der Hauptgrund dafür, dass sie hierzulande im Topf und drinnen „wohnen“. Das ist aber ihr einziges gemeinsames Merkmal. Ansonsten sind sie so unterschiedlich wie die Lebensräume, denen sie entstammen. Zum Beispiel Pflanzen aus dem tropischen Regenwald, wie Korbmaranten oder Kaladien: Sie zeichnen sich meist durch große, weiche Blätter aus, denn an Feuchtigkeit mangelt es ihnen nie. Direkte Sonneneinstrahlung, welche die Verdunstung stark erhöhen könnte, filtert das dichte Blätterdach weg. Ihre daraus resultierende Vorliebe für Halbschatten könnten unsere ­Wohnungen leicht erfüllen. Doch trockene Heizungsluft macht ihnen mit ziemlicher Sicherheit schnell den Garaus.

Für entspanntes Zimmergärtnern schauen Sie sich also besser unter den Arten um, die sich an trockene Luft angepasst haben. Ihre Strategien: Sie speichern Wasser im Stamm, in Wurzelknollen oder in fleischigen, dicken Blättern, oft unterstützt durch eine silbrig-weiße Schutzschicht aus Wachs. Arten mit solcherlei Spezial-Ausstattung fasst man unter dem Begriff Sukkulenten zusammen. Sie sind im Pflanzenreich sehr häufig – und überraschend formenreich! Große und kleine Arten stehen zur Wahl, rosettenförmige, langgliedrige oder solche mit perlenartig aneinandergereihten „Knubbeln“. Manche treten als bizzare Gestalten auf oder erinnern an moderne Skulpturen. Sprich: Hier findet wirklich jeder das, was seinem Geschmack und Wohnstil entspricht.

Überlebensstarke Charaktertypen nach oben

Wer sich gerne geradlinig, klar und minimalistisch einrichtet, kann sich beispielsweise für Säulenkakteen unterschiedlicher Arten begeistern. Der Hitze und Trockenheit ihrer Heimat gewöhnte ihnen die Blattherstellung ab. Übrig blieben der dick­fleischige „Stamm“ und davon abzweigende „Äste“. Solche Pracht­exemplare Bild 3 (oben) haben zwar ihren Preis, doch mehr Pflanze braucht kein Zimmer, nicht einmal ein großes.

Im tisch- bzw. fensterbretttauglichen Format ziehen Echeverien Bild 1, Graptopetalen und Graptoverien alle Blicke auf sich. Eine silbergraue Wachsschicht überzieht die faszinierend aufgebauten, grünen bis rötlichen Rosetten. Nicht selten wachsen aus ihrer Mitte verzweigte Blütenstände empor. Mit der Zeit bilden die Rosetten lange „Stelzen“. Diese können Sie ohne Weiteres zurückschneiden: Die Pflanzen treiben verlässlich neu aus – und das gleich zu zweit oder dritt.

Bild 1: Eine silbergraue Wachsschicht überzieht die faszinierend aufgebauten, grünen bis rötlichen Rosetten. Nicht selten wachsen aus ihrer Mitte verzweigte Blütenstände empor.
Bild 2: Korallenkaktus (Rhipsalis-Arten)

Als originelle Pflanzentypen stellen sich diese Exemplare vor: Korallenkaktus (Rhipsalis-Arten) Bild 2, Felsen-Dickblatt (Crassula rupestris ssp. marnieriana) Bild 4, auch als „Jadehalsband“ bekannt, sowie Erbsenpflanze (Senecio herreanus) Bild 5, die noch den gefälligeren Namen „Perlenschnur“ trägt. Alle drei demonstrieren ihre individuellen Strategien zum Wassersparen, nämlich durch Verzicht auf Blätter, oder durch dicke, eckige bzw. kugelige Blätter, die am Stiel eng aufeinanderfolgen.

Bild 4: Felsen-Dickblatt (Crassula rupestris ssp. marnieriana) oder auch Jadehalsband genannt.
Bild 5: Erbsenpflanze (Senecio herreanus)
Bild 6: Der Elefantenfuß (Beaucarnea recurvata) wirkt so elegant wie bodenständig, auf jeden Fall reichlich exotisch.

Ein aktueller Publikumsliebling speichert ebenfalls Wasser, und zwar an seiner Stammbasis: Der Elefantenfuß (Beaucarnea recurvata) Bild 6 wirkt so elegant wie bodenständig, auf jeden Fall reichlich exotisch. Wer würde vermuten, dass er ziemlich genügsam ist? Genauso wie Aloe (Aloe vera) Bild 7, die als lebender Medizinschrank auf vielen Fensterbänken steht: Ihr Saft gilt als lindernd bei leichten Verbrennungen, Sonnenbrand und bei Insektenstichen. Zu guter Letzt: Der Bogenhanf bzw. – boshafterweise – die Schwiegermutterzunge (Sanseviria trifasciata) Bild 10 stammt aus zentralafrikanischen Wüstenregionen und setzt dem dortigen Klima nebst dazugehörenden Fressfeinden richtig zähe Blätter mit harten Spitzen entgegen. Wie arglos sie in der Mini-Version tut!

Bild 7: Die Aloe (Aloe vera) ist sehr genügsam und steht als lebender Medizinschrank auf vielen Fensterbänken: Ihr Saft gilt als lindernd bei leichten Verbrennungen, Sonnenbrand und bei Insektenstichen.
Bild 10: Schwiegermutterzunge (Sanseviria trifasciata)

Lässige „Dünnblatt-Pflanzen“ nach oben

Wer Dickblättern partout nichts abgewinnen kann, findet im schier unüberschaubar großen Zimmerpflanzen-Sortiment noch weitere Arten, die den eher lässigen bis nachlässigen Umgang mit ihnen lange verzeihen. Sehr geduldig hangelt die Efeutute (Epipremnum aureum) Bild 8 ihre meterlangen Triebe durch die Wohnräume. Ihrer tropischen Herkunft zum Trotz macht dem unempfindlichen Gewächs Heizungsluft nichts aus, zudem kommt es mit verhältnismäßig wenig Licht zurecht. Das Gleiche gilt für die Grünlilie (Chlorophytum comosumBild 9, was der eigentlich hübschen, frisch wirkenden Pflanze unter Spöttern die Bezeichnung „Wohnzimmerstroh“ einbrachte. Was soviel heißen soll wie „nicht kaputtzukriegen“. Diese Grobheit steckt sie locker weg und treibt zahlreiche Blütenstände, woran später der Nachwuchs (Kindel) baumelt.

Bild 8: Sehr geduldig hangelt die Efeutute (Epipremnum aureum) ihre meterlangen Triebe durch die Wohnräume.
Bild 9: Die Grünlilie (Chlorophytum comosum), ist nicht kaputtzukriegen. Ihrer tropischen Herkunft zum Trotz macht dem unempfindlichen Gewächs Heizungsluft nichts aus und wird unter Spöttern daher "Wohnzimmerstroh“ genannt.

Die Pflege: Darf es etwas weniger sein? nach oben

Tatsächlich reagieren die hier vorgestellten Zimmerpflanzen eher zimperlich auf zu viel Aufmerksamkeit als auf zu wenig. Wichtig ist nur ein sonniger bis sehr heller Platz. In der dunklen Jahreshälfte sollten die Abstände zum Fenster maximal einen Meter betragen. Die Wurzeln dürfen niemals nass stehen. Beugen Sie dem mit einen gut wasserdurchlässigen Substrat vor, also entweder mit Kakteenerde, oder einem aus mindestens zur Hälfte mit gebrochenem Blähton oder Ähnlichem gemischten Grünpflanzensubstrat. Außerdem: Immer nur dann wässern, wenn der Wurzelballen fast abgetrocknet ist. Das kann selbst im Sommer mehr als sieben Tage dauern. Zur Kontrolle stecken Sie am besten Ihren Finger in die Erde: Wenigstens die obersten fünf Zentimeter sollten nicht mehr feucht sein, bevor Sie wieder gießen. Von April bis September geben Sie einen Kakteendünger nach Herstellerangaben ins Gießwasser. Und das war dann schon alles, was an Pflegemaßnahme nötig ist. Lässig, finden Sie nicht?

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