Küchengarten: Obstgarten wird Cottage-Idyll

Einleitung

November 2018 Rosen, Stauden, Buchshecken und Rasenwege – eine solche Kombination spiegelt den Charme englischer Gartengestaltung wider. Und doch liegt diese Idylle nicht auf der britischen Insel. Ein deutsch-schweizerisches Gärtnerpaar schuf sie in einem ländlichen Obstgarten in Norddeutschland.

Rosen, Stauden, Buchshecken und Rasenwege – eine solche Kombination spiegelt den Charme englischer Gartengestaltung wider.

Nur noch ein gut gewachsener und fachmännisch verjüngter Birnbaum erinnert an den vorherigen Obst- und Gemüsegarten. Ansonsten erstreckt sich rings um das Wohnhaus ein Stauden- und Wassergarten-Paradies.

Im zeitigen Frühjahr feiern Blumenzwiebeln mit Schneeglöckchen, Krokussen, Narzissen und Tulpen ein fröhlich-buntes Farbenfest rund um die Terrasse. Im Sommer dominieren – ordentlich eingerahmt von ca. 40 cm hohen Buchshecken – wochenlang üppige Stauden in farblich kontrastierenden Kombinationen. Cremeweiße Taglilien (Hemerocallis-Hybriden) harmonieren mit goldgelbem Nadelblättrigem Mädchenauge (Coreopsis verticillata). Dazwischen wurde als farblicher Kontrast der lilarosa Zottige Ziest (Stachys monieri) gepflanzt. Die Farbe Rosa bildet auch die Verbindung zum angrenzenden Beet. Hier blühen von Juni bis zum Herbst rosafarbener und blauer Storchschnabel mit den blauvioletten Blütenkerzen des Steppen-Salbeis (Salvia nemorosa) um die Wette. Hoch aufragende, knallig pinke Blütenrispen des Blut-Weiderichs (Lythrum salicaria) ziehen den Blick des Betrachters auf sich. Zusammen mit gelben Taglilien bilden sie ein wiederkehrendes Element, das die Beete im Garten in harmonischen Einklang bringt. Im Hintergrund versprühen üppig gefüllte, rosafarbene Strauchrosen gepaart mit himmelblauem Rittersporn einen Hauch von Romantik.

Cottage-Garten nach oben

Bild 1: Englischer Cottage-(Bauern-)garten

Die bunt miteinander kombinierten Stauden in diesem Garten verraten den neuen Stil der modernen englischen Cottage-(Bauern-)gärten Bild 1. Als Vorreiter und Erfinder des Stils gilt der englische Gartenkünstler Christopher Lloyd, der in seinem berühmten Staudengarten Great Dixter in der Grafschaft Kent damit begann.

Neuer Stil im Bauerngarten nach oben

Mutiger Kontrast der Farben entspricht dem sonnigen Charakter des umgewandelten Gartens. Er spiegelt den heutigen Zeitgeist wieder, der sich von Ton-in-Ton Pflanzungen immer mehr entfernt. Dies erlaubt dem Hobbygärtner mehr spontane Ideen, ein einfaches progressives Konzept, das die alte Tradition der Bauerngärten weiter entwickelt. Bunte Stauden sind zudem leichter zu beschaffen als raffinierte Farb-Harmonien, die trotz genauer Planung jedes Jahr etwas anders ausfallen und viele spezielle Kenntnisse von Sorten, deren Blühverhalten und Pflanzenhöhe voraussetzen.

Immergrüne Gehölze als Rahmen nach oben

Zunächst galt es, dem ländlichen Garten ein immergrünes Gerüst zu geben. Senkrechte Strukturen durch Gehölze wie Säulenwacholder, harmonisch wirkende Buchskugeln, strahlenförmig oder als Quader angelegte niedrige Buchshecken geben dem Garten Struktur. Sie wirken im Sommer wie dekorative Rahmen für die Stauden und verleihen dem Garten selbst im blütenarmen Winter Spannung. Im Sommer schaffen begrünte Rosenbögen und Obelisken zusätzliche Blickfänge in der Höhe.

Bild 2: Runde Formen

Harmonie erzeugt die Gärtnerin durch runde Formen Bild 2 – mit immergrünen Buchskugeln, Rhododendronbüschen und Ballhortensien (Hydrangea arborescens 'Annabelle'). Diese Sorte gedeiht selbst im Schatten sicher und ziert mit zahlreichen anfangs reinweißen, später grünen Blütenbällen vom Hochsommer bis zum Spätherbst.

Die runde Form findet sich auch in großen Metallkugeln wieder, die auf der Rasenfläche schimmern. Auf ihren glänzenden Oberflächen spiegeln sich die dunklen Umrisse des Gartens zusammen mit dem hellen Himmel. Die extravaganten Hingucker wirken wie nach dem Zufallsprinzip geworfen und geben dem Garten einen modernen Touch.

Dazu gibt es nach englischem Vorbild elegant geschwungene Rasenwege. Mit ihrem weichen Grün bringen sie Ruhe in die Anlage und machen das Schlendern zwischen den Beeten zum Vergnügen. Solche Wege fordern bei der Anlage wenig Aufwand und später – abgesehen vom Rasenmähen – geringe Pflege.

Monatelange Blütenfreude nach oben

Bild 3: Vieles gibt es zu entdecken. Gelbgrüne Blütenwolken vom Frauenmantel, blaue Katzenminze, weiße und gelbe Taglilien, silbrige Blätter vom Currykraut und gelbe Sonnenaugen stimmen fröhlich.

Vieles gibt es zu entdecken Bild 3: Gelbgrüne Blütenwolken vom Frauenmantel (Alchemilla), blaue Katzenminze (Nepeta), weiße und gelbe Taglilien, silbrige Blätter vom Currykraut (Helichrysum italicum) und gelbe Blüten vom Sonnenauge (Heliopsis) stimmen fröhlich. Dazu steigt immer wieder der süße Duft von Hohem Sommer-Phlox (Phlox paniculata) in die Nase. Schattige Ecken sind mit Funkien (Hosta) in vielen blattschönen Sorten besetzt. Und ab Herbst präsentiert sich als Star das Chinaschilf (Miscanthus) mit seinen imposanten Blütenwedeln. Sie zieren den winterlichen Garten bis zum Schnitt im Frühjahr, wenn der Neuaustrieb einsetzt.

Besondere Vorliebe zeigt die Gärtnerin für bislang wenig bekannte Stauden. Ans Herz gewachsen ist ihr der Zottige Ziest, vor allem die horstig wachsende, reichblühende Sorte 'Hummelo' (Höhe etwa 40 cm). Ihre lilarosa Blütenkerzen erscheinen von Juli bis August und ähneln den heimischen Knabenkraut-Orchideen. Noch üppiger blüht der ca. 50 cm hohe Großblumige Ziest (Stachys grandiflora 'Superba'), ebenfalls lilarosa, aber schon ab Juni blühend. Die Prachtstaude breitet sich als Bodendecker aus und passt hervorragend zu rosa oder weißen Strauchrosen, auf sonnige oder halbschattige Beete und an Teichränder.

Alle diese blühfreudigen Gartenschätze sind verlässliche Dauerblüher. Die Stauden setzen Sie am besten im Frühjahr oder im frühen Herbst ein. Dann wachsen sie gut an. Sie können sie aber auch spontan aus Topfkulturen noch mitten im Sommer einpflanzen. Der Vorteil: So können Sie Blütenfarbe und die Wuchsform exakt einschätzen. Achten Sie bei Pflanzung im Sommer unbedingt darauf, dass die großen Stauden vor und nach dem Pflanzen genug Wasser bekommen.

Wasserfläche zum Träumen nach oben

Bild 4: Flacher Folien-Teich

Ein besonderes Highlight des Gartens ist der flache Folien-Teich Bild 4. Auf kiesigem Grund ziehen bunte Fischschwärme ihre Runden und laden zum Beobachten ein. In den Teichgrund wurden spezielle Tonmineralien eingearbeitet, sodass der Teich algenfrei bleibt. Sein Wasser erscheint daher glasklar. Der Teichrand ist nur sparsam mit Funkien, Blut-Weiderich und Frauenmantel bepflanzt. So spiegeln sich Himmel und Wolken auf der blauen ruhigen Wasserfläche! Sanftes Geplätscher, das durch einen Wasserumlauf zum Filtern des Teichwassers erzeugt wird, lässt den Alltag in den Hintergrund rücken. Davon profitieren die Gartenbesitzer jeden Tag. Für sie ist ihr Garten ein Ort zum Auftanken und ein Quell für Lebensfreude. Den Ausblick auf das farbenfrohe Pflanzenparadies genießen sie am liebsten vom Liegestuhl auf ihrer Terrasse aus.

Buchempfehlung nach oben

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