Küchengarten: Die Beere aus dem Lampion

Bild 1: Andenbeere

Einleitung

Mai 2017 Obst, wie eine Beere in der Hülle? Oder Fruchtgemüse wie Tomate, Aubergine und Paprika? Botanisch gesehen sind Andenbeere und Ananaskirsche tatsächlich Gemüse. Im Lebensmittelbereich zählt man die beiden da­gegen zu den Südfrüchten wie Kiwi und Mango, vor allem wegen des säuerlichen Geschmacks, und weil man sie roh essen kann.

Als wäre die Einordnung der Früchte, die in ihrer eigenen, dekorativen Verpackung kommen, nicht verwirrend genug, jongliert die Gärtner- und Gourmetwelt auch noch mit den ­verschiedensten Namen: Andenbeere, Kapstachelbeere, ­Blasenkirsche, Physalis und Ananaskirsche hört man am häufigsten. Dabei ist es so einfach! Lesen Sie:

Andenbeere ist gleich Kapstachelbeere nach oben

Es erscheint paradox: Andenbeere 1 verweist auf Südamerika, Kapstachelbeere lässt auf Südafrika schließen. Trotzdem handelt es sich um dieselbe Pflanze. Der botanische Name Physalis peruviana hilft weiter: Peru und Chile, also die Anden, sind ihre Heimat. Ihres hohen Vitamin-C-Gehalts wegen war sie bei Seefahrern als Anti-Skorbutmittel beliebt und gelangte auf dem Schiffswege Anfang des 19. Jahrhunderts ans Kap der guten Hoffnung. Da Südafrika bis heute als großes ­Anbaugebiet der säuerlichherben Andenbeere gilt, kursiert zusätzlich die alternative Bezeichnung Kapstachelbeere. Manchen sagt weder der eine, noch der andere Begriff etwas: Sie nennen die Frucht bei ihrem botanischen Namen Physalis, zu deutsch: Blase. Daher die Blasenkirsche.

Blüte der Andenbeere
Frucht der Andenbeere

Dankbare Pflanze für Garten-einsteiger nach oben

Im Grunde genommen unterscheidet sich die Kultur der ­Andenbeere kaum von der ihrer Verwandten, den Tomaten (vgl. Aufzucht, Pflanzung und Pflege für eine leckere Ernte unten). Eher etwas einfacher, denn Andenbeeren brauchen Sie nicht auszugeizen. Allerdings gilt auch: Je früher die Aussaat, desto früher die Ernte. Ungeduldige besorgen sich jetzt also besser vorgezogene Jungpflanzen. Andenbeeren werden bis 150 cm hoch und brechen leicht. Dem beugen Sie mit einem Stützstab vor. Ansonsten achten Sie nur darauf, dass die Erde stets feucht bleibt.

Sobald im Spätsommer die hübschen Lampions eintrocknen und die Früchte sich orange färben, beginnt die Erntezeit. Mit der Hülle gepflückt lassen sie sich kühl wochenlang gut lagern. Triebe mit noch wenig entwickelten Beeren schneiden Sie dann lieber aus, damit die Pflanze ihre ganze Kraft in die Vollendung der fast ausgereiften Früchte stecken kann.

Wenn Sie in der kalten Jahreszeit einen hellen, fünf bis zehn Grad warmen Platz haben, lohnt sich der Versuch, die ­Andenbeere zu überwintern. Dafür die Triebe kräftig zurückschneiden und den Wurzelballen nur leicht feucht halten. Diese Mühe belohnt das Gewächs mit einer höheren Ernte im Folgejahr, die obendrein etwa vier Wochen früher beginnt.

Kleine Schwester: Ananaskirsche nach oben

Bild 2: Ananaskirsche 'Goldmurmel'

Seit einigen Jahren bietet der Handel auch Physalis pruinosa aus Mexiko und Mittelamerika an: die Ananaskirsche. Die Sorte 'Goldmurmel' (Sperli) 2 wird nur 40 bis 70 cm hoch, dafür aber bis 120 cm breit. Einen Stützstab braucht sie nicht. Ihre etwas kleineren Früchte reifen gelblich ab und erinnern im Geschmack an Ananas. Wie die Andenbeere nascht man sie gerne frisch aus der Hülle, bzw. nutzt sie für Marmeladen, Kompott, Cocktails oder zum Trocknen.


Anzucht, Pflanzung und Pflege für eine leckere Ernte nach oben

Anzucht: Von März bis Mai in Aussaaterde säen, knapp mit Erde bedecken und bei Zimmertemperatur aufgehen lassen. Sobald sich die ­Sämlinge nach ca. drei Wochen gut anfassen lassen, vereinzeln Sie sie in Tomatenerde.

Gartenkultur: Ab Mitte bis Ende Mai an einen sonnigen Platz im Abstand von einem Meter setzen. Dabei die Erde mit zwei Liter Kompost pro Quadratmeter verbessern. Einen Stützstab anbringen, an den Sie die Pflanze, je nach Wachstum, immer mal wieder anbinden.

Vorziehen einer Physalis-Pflanze auf dem Fensterbrett

Topfkultur: Ab Mitte bis Ende Mai in einen großen Kübel von ca. 25 Liter (35 bis 40 cm Durchmesser) mit Kübelpflanzen- oder Tomatenerde setzen und einen Stützstab dazu stecken. Mit Horngries nach Herstellerangaben düngen bzw. regelmäßig Tomatendünger in halber Dosierung mit dem Gießwasser verabreichen.

Ernte: Ab September. Warten Sie, bis die Lampions fast von selber abfallen: Je reifer, desto leckerer!

Für den Blumengarten nach oben

Lampionblume

Die Gattung Physalis umfasst viele weitere Arten mehr. Eine davon fand schon vor langer Zeit ihren Weg in den Bauerngarten: die Lampionblume (Physalis alkekengi). Einst als Heilpflanze geschätzt, begeistert sie heute mit ihren laternen­ähnlichen Fruchthüllen eher Staudenliebhaber und Floristen.

Eine Pflanze mit grosser Wanderlust

Lampionblume

Zwei Varietäten stehen zur Auswahl: Eine aus Südosteuropa und Westasien mit 30 bis 60 cm Wuchshöhe, sowie die bei uns eher gehandelte ostasiatische Physalis alkekengi var. franchettii, die bis zu 90 cm misst. Die weißen Blütchen beider Arten sind unscheinbar. Dafür hüllen sich die kleinen, roten Früchte in satt orange Lampions. Ob sie allerdings essbar oder giftig sind, steht nach wie vor zur Debatte.

An sonnigen bis halbschattigen Gartenplätzen auf leichteren, gerne auch etwas kalkhaltigen Böden fühlt sich die Lampionblume derart wohl, dass sie mit ihrer Wanderlust stellenweise sogar lästig werden kann. Wer sie darin bremsen möchte, gräbt eine 50 bis 60 cm tief in den Boden reichende Wurzelsperre um den Pflanzplatz ein, ähnlich, wie es bei Bambus üblich ist. Oder Sie kultivieren die Pflanze mit den roten Laternen gleich in einem Gefäß. An geschützten Orten ist die Lampionblume winterhart. Ihre oberirdischen Teile dienen ihr als Frostschutz und dürfen daher erst im Frühling vor dem Austrieb abgeschnitten werden.

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